Du kennst die Szene: Der Cursor blinkt über dem leeren Angebotsfeld, die Zahl fehlt. Ich kannte sie selbst nur zu gut. Du willst fair bepreisen, ohne dich kleinzumachen – und ohne Theater mit irgendwelchen beknackten, durchschaubaren Psychotricks. Der vielzitierte 997‑Euro‑Effekt geistert durch deine LinkedIn- oder Social-Media-Bubble. Manche schwören drauf, andere rollen mit den Augen. Die Wahrheit ist unspektakulärer: Eine runde, nachvollziehbare Herleitung schlägt jede Zauberzahl. Genau das baust du dir hier mit mir – ruhig, greifbar, ohne Hokuspokus.
Warum Preise stillen Experten so schwerfallen
Du lieferst Substanz. Für dich ist vieles selbstverständlich, was für Kunden hoch wertvoll ist. Und genau hier kippt es: Du rechnest intern in Aufwand, Kunden denken in Ergebnissen. Wenn dann noch Unsicherheit dazukommt, rutscht die Zahl nach unten oder du gibst reflexartig Rabatt. Es fehlt selten am Können, meist an einem ruhigen Rahmen, der unter Druck trägt. Sobald du deine Zahl begründen kannst, klingen Gespräche anders. Der Ton wird sachlich, die Schultern sinken, die Entscheidung fällt schneller. Und du merkst, wie angenehm es ist, über Nutzen und Umfang zu sprechen, statt über „zu teuer“.
Eine typische Szene: Ein Kunde bittet um „mal eben drei Artikel“ für eine neue Landingpage. Du weißt, dass Recherche, Interviews, Struktur und Freigaben Zeit fressen. Früher hättest du als stiller Experte schnell eine Zahl gesagt und später geschluckt, wenn noch „kleine Ergänzungen“ kamen. Heute nimmst du dir zwei Minuten, legst Zielbild, Umfang und Messpunkt offen und sprichst erst dann die Zahl aus. Plötzlich geht es nicht mehr um Centbeträge, sondern um Wirkung. Diese kleine Verschiebung – vom Rechtfertigen zum Erklären – ist oft der Unterschied zwischen zähen Verhandlungen und klaren Zusagen.
Viele stille Experten stolpern außerdem über die Expertenfalle: Was du täglich machst, erscheint dir banal. Für andere ist genau das Gold wert und schafft Klarheit. Wenn du deinen eigenen Output unterschätzt, entsteht eine Schere zwischen wahrgenommenem Wert und Preis. Schließt du diese Schere mit einer sauberen Herleitung, passt sich der Preis an die Wirkung an – nicht umgekehrt.
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Wie du zu einer Zahl kommst, die trägt
Starte nüchtern. Nimm einen fiktiven Stundenwert – sagen wir 68 Euro –, schätze ehrlich den Aufwand und multipliziere mit einem Sicherheitsfaktor zwischen 1,8 und 2,2. Dieser Faktor deckt Puffer, Overhead und Gewinnziel ab. Zehn Stunden mal 68 Euro mal zwei ergeben 1.360 Euro. Das ist kein Preis „aus dem Bauch“, sondern ein klarer Richtwert.
Dreh danach die Perspektive: Welcher konservative Nutzen entsteht innerhalb von sechs Monaten – Zeitersparnis, Umsatz, weniger Risiko? Wenn du zum Beispiel mit sechs qualifizierten Leads rechnest und pro Lead 800 Euro Deckungsbeitrag realistisch sind, liegt der Nutzen bei 4.800 Euro. Ein fairer Anteil von zwanzig bis dreißig Prozent läge zwischen 960 und 1.440 Euro. Jetzt legst du beide Zahlen nebeneinander, prüfst Spannweite und Umfang und entscheidest: Umfang etwas schlanker oder Nutzen klarer erklären. So entsteht ein Preis, der dich ruhig schlafen lässt – mit oder ohne 997 am Ende.
Ein Wort zur Aufwandsschätzung: Schätze nicht nur Produktionszeit. Plane die unsichtbaren Stunden ein – Abstimmung, Materialbeschaffung, Korrekturen, Freigaben. Notiere dir für zwei Wochen jede Viertelstunde, die in Projekte fließt. Aus diesen realen Werten entstehen künftige Angebote, die nicht „optimistisch“ sind, sondern belastbar. Der Effekt ist doppelt: Du triffst die Zahl besser, und du trittst ruhiger auf.

Was der 997-Euro-Effekt wirklich bedeutet
997 ist ein Schwellenpreis. Er signalisiert „unter tausend“ und kann in manchen Kontexten einen kleinen Ausschlag geben. In Wissensarbeit zählt jedoch mehr als die letzte Ziffer: Vertrauen, Klarheit und ein sauber beschriebenes Ergebnis. Wenn dein Leistungsumfang präzise ist und der Nutzen nachvollziehbar, wirkt 1.150 mit Begründung oft überzeugender als 997 ohne Substanz. Die Zahl ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass sie zu deinem Umfang und zum Ziel des Kunden passt.
Ein häufiges Missverständnis: 997 sei per se die „bessere“ Zahl. In Wahrheit trägt der Kontext. Wenn du eine fokussierte, klar begrenzte Leistung anbietest, kann 997 ein eleganter Einstieg sein. Dann wirkt der 997‑Euro‑Effekt. Wenn du eine intensive, ergebnisnahe Zusammenarbeit verantwortest, wird eine „glatte“ Zahl mit sauberer Herleitung oft stärker wirken – gerade bei Entscheidern, die Transparenz schätzen. Der 997‑Euro‑Effekt ist damit kein Zauberschlüssel, sondern ein Werkzeug, das zu bestimmten Situationen passt.
Erwartungsdesign statt Psychotricks
Das stärkste Verkaufsargument ist ein klares Bild davon, was sich wann ändert. Formuliere das Ziel in zwei Sätzen. Beschreibe den Leistungsumfang in einfachen Worten: Welche Outputs lieferst du, wie viele Korrekturrunden sind vorgesehen, was gehört nicht dazu, und wie werden zusätzliche Wünsche beauftragt. Nenne außerdem einen Messpunkt, an dem ihr Erfolg erkennt. All das passt auf eine halbe Seite. Dieser kleine Zettel nimmt Druck aus Gesprächen, weil Regeln stehen, bevor es teuer wird. Er schützt dich vor schleichender Ausweitung und zeigt Kunden, dass du Verantwortung übernimmst, ohne grenzenlos zu werden.
Wenn du willst, kannst du einen Anker setzen – transparent und sauber. Positioniere eine umfangreichere Option sichtbar über deinem Standard und erkläre, warum sie teurer ist: mehr Zeit, mehr Risikoübernahme, mehr Ergebnisnähe. Mach gleichzeitig klar, dass dein Standard keine versteckten Abstriche hat, sondern für die meisten Fälle passt. So nutzt du psychologische Effekte ohne Manipulation. Kunden entscheiden selbstbestimmt – und fühlen sich danach gut.
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Aus der Praxis: die Zahl im Kontext
Stell dir vor, du bietest ein Projekt mithilfe der Journalisten‑Methode als kompakten Content‑Sprint an. Geplant sind zwei Interviews, drei Beiträge und eine kleine Roadmap. Mit sechzehn bis vierundzwanzig Stunden Einsatz und dem fiktiven Stundenwert kommst du – mit Faktor zwei – auf eine Spanne zwischen 2.176 und 3.264 Euro. Der konservative Blick von hinten ergibt 4.800 Euro Nutzen. Ein fairer Anteil von 25 Prozent wären 1.200 Euro. Die Lücke signalisiert: Entweder ist der geplante Umfang zu groß, oder der Nutzen wird unterschätzt. Du triffst eine Entscheidung, fokussierst auf zwei starke Beiträge plus Themenpipeline und reduzierst Produktionsrisiko. Am Ende liegt die saubere Zahl bei rund 2.200 Euro.
Will jemand bewusst klein starten, bietest du eine schlanke Variante an: ein Interview, ein Beitrag, eine Kurzanleitung. Das ist der Moment, in dem 997 Sinn ergibt – nicht als Trick, sondern als Konsequenz des kleineren Umfangs. Der Kunde weiß, worauf er sich einlässt. Du weißt, was du liefern wirst. Und beide Seiten haben einen klaren Review‑Punkt, an dem ihr die Zusammenarbeit erweitert oder beendet.
Ein zweites, konträres Beispiel: Ein mittelständisches Team bittet um eine intensive, vierwöchige Zusammenarbeit mit wöchentlichen Reviews, enger Abstimmung mit der Geschäftsführung und der Verpflichtung, einen Launch‑Text plus Landingpage zu verantworten. Hier wäre ein 997‑Preis unpassend. Du erklärst, dass Verantwortung und Nähe zum Ergebnis Risiko und Aufwand erhöhen, und landest bei einer glatten, gut begründeten Zahl. Genau diese Transparenz bringt Zustimmung – nicht die letzte Ziffer.

So sprichst du darüber
Zahlen überzeugen selten allein. Menschen reagieren auf Klarheit und Haltung. Ein paar ruhige Sätze reichen: „Damit du weißt, wie ich kalkuliere: Ich arbeite mit einem festen Kalkulationswert und einem Sicherheitsfaktor für Puffer und Overhead. Für dein Zielbild planen wir sechzehn Stunden, prüfen die Zahl gegen den erwarteten Nutzen und landen bei ungefähr 2.200 Euro. Wenn du schlanker starten willst, reduzieren wir den Umfang – dann liegen wir bei 997 Euro. Beides ist sauber definiert, damit wir nicht ins Rutschen kommen.“ Dieser Ton nimmt die Schärfe heraus. Er macht aus einem Preis ein Angebot mit Wahlmöglichkeit.
Auch schriftlich funktioniert diese Ruhe. In einer Angebotsmail kannst du zwei kurze Absätze formulieren: zuerst Ziel und Umfang in Klartext, dann die Herleitung des Preises in einem Satz. Kein Fachjargon, keine Druckformel, keine künstliche Verknappung. Wer so schreibt, wirkt erwachsen – und bekommt erwachsene Antworten.
Grenzen der Preispsychologie
Preispsychologie hilft, solange sie Transparenz nicht ersetzt. Ein Auftritt, der nur mit Ziffern spielt, wirkt kurz smart und langfristig billig. Wer sauber herleitet, Grenzen nennt und bei Rückfragen ruhig bleibt, gewinnt Vertrauen. Dazu gehört auch, offen zu sagen, für wen ein Angebot nicht geeignet ist – etwa, wenn schnelle Wunder erwartet werden oder jedes zusätzliche Prozent wehtut. Ablehnen ist kein Verlust, sondern Schutz für beide Seiten. Du willst Kundinnen und Kunden, die mitgehen, nicht solche, die dich testen.
Ein Wort zu Raten und Skonto: Raten können den Einstieg erleichtern, solange sie klar geregelt sind. Skonto belohnt zuverlässige Zahlung, nicht zähes Verhandeln. Beides ist fair, wenn du es offen und gleich behandelt kommunizierst. Was du vermeiden solltest: Rabatte aus Unsicherheit. Wenn Budget die Hürde ist, wird der Umfang kleiner – nicht der Wert deiner Arbeit.
Feinschliff in 30, 60 und 90 Tagen
Ein Preis ist eine Hypothese. In den ersten dreißig Tagen hörst du genau hin: Liegt der Widerstand bei der Zahl oder beim Umfang? Viele „zu teuer“ lösen sich, wenn der Umfang bequem geworden ist. Nach sechzig Tagen schaust du auf Konversion und Median‑Projektpreis. Notiere dir, welche Formulierung in Gesprächen Ruhe bringt. Nach neunzig Tagen entscheidest du, ob du Zahl, Umfang oder Kommunikation anpasst. Rabatt bleibt die letzte Option. Wenn Budget das Problem ist, wird der Umfang kleiner. Wenn Verständnis fehlt, erklärst du besser. Wenn Timing hakt, bietest du einen schmalen Einstieg mit klarem Review‑Termin. So kalibrierst du, ohne jedes Mal neu zu erfinden.

Typische Fehler – und wie du sie abstellst
Zu billig starten führt fast immer zu Nacharbeit. Unklare Umfänge öffnen die Tür für Diskussionen, die niemand will. Reflexhafter Rabatt löst selten die eigentliche Hürde. Die Korrekturen sind schlicht: Umfang schriftlich fixieren, Zahl ruhig herleiten, Messpunkt in einem Satz nennen und nach der Entscheidung nicht mehr verhandeln. Nach drei Runden mit diesem Vorgehen merkst du, wie leicht Preisgespräche plötzlich werden.
Ein weiterer Klassiker ist das „Alles drin“-Angebot. Du willst nett sein und packst Extras oben drauf, die der Kunde gar nicht bestellt hat. Kurzfristig klingt das großzügig, langfristig frisst es Marge und Motivation. Besser: Klar abgrenzen, was enthalten ist, und mögliche Add‑ons benennen – nicht als Lockmittel, sondern als sauberen Weg, wenn der Bedarf wirklich da ist.
Ein kurzer Blick auf Ethik und Fairness
Fair bepreisen heißt, das Verhältnis zwischen Nutzen und Aufwand ehrlich zu beschreiben. Du versprichst nichts, was du nicht beeinflussen kannst, und du bietest keine Tricks an, die kurzfristig ziehen, langfristig aber Vertrauen kosten. Es ist in Ordnung, „nein“ zu sagen, wenn Erwartungen nicht zusammenpassen. Es ist ebenso in Ordnung, klein zu starten und später zu erweitern. Wichtig ist, dass du die Regeln offenlegst: wie ihr beginnt, wie ihr messt, wie ihr endet.
Was du heute konkret tun kannst
Lege dir einen Standard‑Leistungsumfang fest, der in deiner Praxis immer wieder vorkommt. Schreibe ihn in fünf Sätzen auf, inklusive Ergebnis, Korrekturschleifen und „nicht enthalten“. Setze daneben die 5‑Minuten‑Kalkulation und die kurze Nutzenrechnung. Formuliere einen einzigen, ruhigen Satz, der erklärt, warum die Zahl so ist – und übe ihn laut. Nimm dir ein echtes Gespräch vor und spiele ihn im Kopf durch. Wenn du willst, schreibst du dir zusätzlich eine kleine Checkliste auf eine Karte: Zielbild, Umfang, Messpunkt, Zahl, Review‑Termin. Mehr braucht es für den Anfang nicht.
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Fazit – ohne Zauberpreis, aber mit System
Du brauchst keinen Zauberpreis. Du brauchst ein ehrliches System, das du unter Druck abrufen kannst. Rechne einen Default‑Preis, prüfe ihn gegen den erwarteten Nutzen, erkläre deinen Umfang und setze saubere Erwartungen. Wenn 997 dazu passt, nutz ihn – als Konsequenz deiner Herleitung, nicht als Gimmick. So werden Preise ruhig, fair und souverän – und du gehst mit dem Gefühl aus dem Gespräch, dass die Zahl zu deiner Arbeit passt.